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FOTOREIHE "Die Schauspielenden sind nackt!"

2018 kam mir die Idee, mit einer kleinen Fotoreihe, einige der Missstände auf zu zeigen, die mir persönlich, in der Filmbranche aufgefallen oder selbst begegnet sind. Dazu lud ich einige mir bekannte Schauspielende ein, die in jene Rollen schlüpfen, die ihnen sowie viele ihrer Kollegen, nur all zu gut bekannt sind und leider immer noch Thema sind... excuse me, wir haben 2023!


In der Fotoreihe symbolisiert die Nacktheit den Zustand der "Brotlosen Kunst", während die Kleidung, ganz nach dem Motto "Der Meister hat Dobby eine Socke geschenkt, Dobby ist ein freier Elf" in dieser Symbolik für die Bezahlung und den Erfolg steht. Ein Thema, dass leider immer noch sehr aktuell ist und den Kunstschaffenden gerade während Corona gezeigt wurde, wie "wichtig" sie für die Wirtschaft sind. Aber HALT, STOP! Ich möchte hier nicht zu sehr in politische Themen abtauchen, die viele von uns auch sicher nicht mehr hören können und wollen. Bleiben wir einfach bei der traurigen Tatsache, das es in den letzten Jahren nicht gerade Einfach für uns alle war und es sich auch nicht wirklich gebessert hat. Daher reposte ich die Reihe noch mal, mit meinen persönlichen Gedankenergüssen zu den einzelnen Bildern.


Let´s start.




Beginnen wir mal mit den Klassikern, wie man es oft von Studenten & No-Budget Projekten kennt. Damit möchte ich beides nicht schlecht reden, ich selbst wäre ohne besagte Projekte nicht da, wo ich jetzt bin. Allerdings bin ich auch in meiner Fuktion als Standfotograf nicht unbedingt so relevant für eine Produktion, als Schauspielende. Klar ist gutes Bildmaterial mega wichtig um seine Produktion vermarkten zu können, allerdings kann ich zur Not auch nur einen halben - ganzen Tag am Set sein, und das im worst case auch nur an einem Drehtag, während Schauspielende da schon wesentlich mehr Zeit&Arbeitsaufwand haben und für eine Produktion doch etwas relevanter sind.

Was mir allerdings immer wieder aufgefallen ist, das Schauspielende sowie die anderen Gewerke, die ebenfalls viel Zeit & Arbeit in eine Produktion investieren, meist mit den Worten "Wir können leider keine Gage zahlen, aber es gibt Catering und/oder ihr könnt das Material für Demozwecke verwenden" zu hören / lesen bekommen. Natürlich ist Catering ne verdammt gute und auch echt wichtige Sache. Wirklich, im ernst, die Produktion kann noch so geil sein, stell beschissenes Essen hin und du findest dich auf der Bounty wieder. Und auch das Material für die Demoreels der beteiligten zur Verfügung zu stellen, ist für alle eine gute und wichtige Sache, die auf Referenzmaterial zu ihrer Arbeit/Kunst angewiesen sind. Doch unterm Strich kannst du von beidem weder deine Miete, noch Essen oder sonstige Lebenserhaltungsrelevante Dinge bezahlen. Ja, ich weiss, das Problem mit der Kohle ist halt die, dass sie nicht oder kaum da ist, um sie weiter zu geben. Da ist aber jeder, der in der Situation ist, auch in der Position, Druck auf die Verantwortlichen auszuüben oder auf andere Art und Weise die Missstände aufzuzeigen, sowie sich etwas zu überlegen. Das trifft nicht nur auf Studierende zu, sondern auf jeden in der Filmbranche der sich mit zu niedrigen Gagen rumschlagen muss. Es ist dann Traurig zu lesen, dass irgendwelche hohen Tiere beim ÖR sich die Taschen vollstopfen, aber Unis zB. nur wenige 1000-10.000 Euro zur Verfügung haben, die dem Nachwuchs für den Abschlussfilm zur Verfügung gestellt werden kann, oder diverse Institutionen des ÖR den Produktionsfirmen ein Budget zur Verfügung stellen, welches ABSOLUT nicht mehr Zeitgemäß ist. Und jeder der am Set arbeitet, oder gearbeitet hat, weiss was das für ein harter Job sein kann. Geil, aber Hart und Anstrengend. Natürlich gibt es, und da bin ich auch selbst sehr Happy drüber, genug Menschen, die gerne auch unentgeltlich bei Projekten mitmachen, die sie spannend finden. Irgendwie sind wir ja auch Kunstschaffende und haben das ganze zum Beruf erwählt, weil es für uns eine Leidenschaft und eben Berufung ist. Aber dennoch sollte es absolut nicht Selbstverständlich sein, dass immer jemand Kostenfrei seine Arbeit, Leistung und auch Erfahrung zur Verfügung stellt.


"Mit einem Schwarzen, kann man die deutsche Kinolandschaft nicht erobern..." Das ist unter anderem ein Satz, der mir in etwa dem Wortlaut, begegnet ist. Ja, liebe Filmemachenden in Deutschland. Ob ihr wollt und nicht, Rassismus ist immer noch ein wehleidiges aktuelles Thema. Selbst trotz der Tatsache dass "Diversity" immer größer geschrieben und berücksichtigt wird, teilweise in dem Ausmaß dass ich manchmal das Gefühl habe, dass einem Trend aufgesprungen wird oder man eine Quote erfüllen will, statt diesem Thema wirklich authentisch Raum zu geben. Wir haben 2023 in einem der aufgeklärtesten und liberalsten Länder der Welt und es wird gefeiert wenn es ein deutsches Format gibt, in dem ein PoC die Hauptrolle spielt... in einer Zeit und Gesellschaft, in der das eigentlich vollkommen normal und vor allem egal sein sollte, welche Hautfarbe, Religion, Ethnische Herkunft oder Sexualität die Personen haben, denen wir dabei zu schauen wie sie in eine Rolle schlüpfen und irgendwas erleben und uns für eine kurze Zeit vergessen lassen, das wir aktuell mit wehenden Fahnen in den Untergang stürmen. Stattdessen wird auf der einen Seite groß damit geworben wie Divers jetzt die deutschen Produktionen sind, während man auf der anderen Seite, und ja da rede ich insbesondere wieder von diversen Institutionen des ÖR, einen Cast hat der so Konservativ ist, dass man nicht die Schule besucht haben muss, um zu wissen, dass man dem klassichen ÖR Zuschauer nicht mehr wie einen Diversen Menschen in einer Episode oder Film zumuten "kann"... will. Kein Scherz. Schaut euch mal Cast Listen von aktuellen TV oder auch Kinoproduktionen in Deutschland an.



Und das nächste Thema das zeigt, das gewisse Dinge sich wie Kaugummi ziehen, was die gesellschaftliche Entwicklung der Menschheit angeht. Sexismus bis hin zum sexuellen Missbrauch ist genau so ein aktuelles Thema, wie der anhaltende Rassismus in der Branche. Gerade nach der "Me too" Bewegung, kommt immer mehr ans Tageslicht und es trauen sich auch immer mehr Menschen, über ihre eigenen Erfahrungen in der Filmbranche zu sprechen. Dafür brauch man nicht mal nach Amerika zu schielen, dafür reicht auch schon ein Blick hinter die deutschen Kulissen. Angefangen bei "Agenturen" bis hin zu Produzent*innen, Intendant*innen etc. Und ja, das betrifft ALLE Geschlechter, auch wenn ich mir vorstellen kann, das Männer da in regelmäßigen Abständen Gold holen, kommen diverse Übergriffe auch in jeder anderen Konstellation vor. Ich denke mal das jeder, der schon eine gewisse Zeit beim Film arbeitet, solche Situationen mitbekommen oder gehört hat oder auch leider schon selbst erfahren hat. Auch in meinem direkten Umfeld, wurden mir von Schauspielenden Situationen erzählt, in denen man unter den unterschiedlichsten Vorwänden, versucht hat, nahe zu kommen oder auch die Personen, nach dem sie sich dahin gehend gewehrt hatten, benachteiligt wurden. Da geht mir der Puls hoch, ohne Scheiss, ich will nichts mehr dazu schreiben, da ich sonst ausfallend werde und dieser Blogpost dann eher ein kreatives Sammelsorium an Schimpfwörter und Flüchen wird, dass nicht mal alle Seife der Welt helfen würde, um dat wieder sauber zu bekommen. Daher, liebe Menschen, egal welcher Existenzart oder Herkunft oder oder oder. Wenn ihr Opfer einer solchen Situation werdet, wehrt euch, lasst euch nicht einreden dass ihr dann keine Jobs mehr bekommen würdet oder sonst was. Lasst die Täter bluten und zieht sie zur Rechenschaft. Lasst euch nicht ausnutzen, nicht verführen und keine falschen Versprechungen machen. (Es gibt natürlich auch Menschen, die absolut kein Problem damit haben, sexuell aktiv zu werden, das ist auch ok SOLANGE es auf gegenseitigen Konsens beruht und niemand aufgrund seiner Situation ausgenutzt oder benutzt wird.)


Last, but no least. Das (vorerst) letzte Bilder der Fotoreihe und auch ein Thema für sich. Es war ja schon zu merken, dass das Thema Geld bzw. Budgets in der Filmbranche eine große Rolle spielt. Wir kennen es mittlerweile alle: Wir schalten den TV ein. Es läuft Müll. Wir schauen den neusten Schweigerhöfer&CoKG Film, auch der ist zu hoher Wahrscheinlichkeit Müll, oder zumindest eine weitere langweilige Romcom die die Probleme irgendwelcher Menschen zeigt, die in Wohungen leben, die sich mittlerweile gefühlt nur noch die oberen 10.000 leisten können. Ja, es wird immer noch Geld in Produktionen reingebuttert, die im Ergebnis einfach Weh tun. Für mich persönlich als jüngstes Beispiel, der Film "Die Geschichte der Menschheit - leicht gekürzt" Ich hab ihn mir nur zur Hälfte angeschaut, weil ich dann eingeschlafen bin und ich hatte in keinster weise das Bedürfnis, diesen Film zu Ende zu schauen. Abgesehen davon dass dieser Humor nicht mal zum Schenkelklopfen reicht und auch voller Stereotype strotzt, dass es mich wundert, das dieses Drehbuch in der heutigen Zeit überhaupt grünes Licht bekommen hat, ist der Film einfach schlecht. Und von Fördergelder finanziert. Wer bitte, in den Entscheidungspositionen, hat das Drehbuch gelesen und sich gedacht "Boah, Geil, das müssen wir machen, das hat einen Wert fürs Deutsche Kino!" Der Film wurde übringens mit 1.050.000 € gefördert... und das ist leider kein Einzelfall... aber auch das ist nur ein weiterer Wurzelstrang der Probleme, die die deutsche Filmbranche hat. Ein anderes Beispiel, ich war selbst mal einen Drehtag bei einem Trash-Format (Es sollte eine Dating Show werden) dabei. Ich war jung, brauchte das Geld und dachte mir, dann hätte ich wenigstens schon mal den Fuß bei dem einen privaten Sender drin, da die ja ab und an ja auch Filme & Serien drehen. Und da wurde mir klar, warum Trash TV so beliebt ist. Es kostet einfach weniger in der Produktion und du triggerst den voyerismus des gemeinen Volkes, welches sich an dem inszenierten Leid, und ja , es ist inszeniert, selbst wenn die Leute von der "Strasse" kommen, werden Leute zusammen gesetzt, bei denen man davon ausgehen kann, dass es zur sehr hoher Wahrscheinlichkeit zu Konflikten und Momenten kommen wird, die die Sensationsgeilheit des typischen TV Zuschauers, befriedigen können. Das könnte den ganzen Tag noch so weiter gehen, was das ansprechen diverser Missstände in der Filmbranche angeht, aber für heute, ist mal genug 😄 An dieser Stelle möchte ich mich auch bei den Schauspielenden bedanken, die an der Fotostrecke teil genommen haben: (in der Reihenfolge des auftretens)


Emrah Erdogru

Jan Markus Dickmann

Deryl Kenfuk & Andreas Berger Simone Wagner

Tim Fratz & Andread Schlicht



Wie geht es euch so? Was regt euch am meisten auf, was in der Branche schief läuft und dringend verbessert / geändert werden müsste? Welche Erfahrungen habt ihr gemacht und welche Themen fehlen eurer Meinung nach in der Fotoreihe? Vielleicht gibt es ja dann bald einen 2. Part.


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